Software Ergonomie

Version vom 28. August 2025, 10:00 Uhr von Thomas (Diskussion | Beiträge)
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Software-Ergonomie und Barrierefreiheit in der IT-Entwicklung

Software-Ergonomie und Barrierefreiheit sind zwei zentrale Qualitätsmerkmale moderner Software. Sie stellen sicher, dass Anwendungen nicht nur funktional, sondern auch effizient, benutzerfreundlich und für jeden zugänglich sind – unabhängig von individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Damit lässt sie sich in die nicht funktionalen Anforderungen einordnen

Software-Ergonomie

Software-Ergonomie beschäftigt sich mit der Gestaltung von Benutzerschnittstellen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Ziel ist es, die Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit der Nutzer zu maximieren und gleichzeitig physische und kognitive Belastungen zu minimieren. Die wichtigsten Leitlinien hierfür sind in der Norm DIN EN ISO 9241 definiert.

 

Die grundlegenden Prinzipien der Software-Ergonomie umfassen:

Aufgabenangemessenheit: Eine Software ist aufgabenangemessen, wenn sie den Nutzer optimal bei seiner Tätigkeit unterstützt und keine unnötigen oder irreführenden Schritte erfordert.

Beispiel: Ein Formular zur Noteneingabe zeigt nur die Felder, die für die aktuelle Aufgabe relevant sind, und nicht den gesamten Datensatz des Schülers.

Selbstbeschreibungsfähigkeit: Jedes Element der Benutzeroberfläche sollte selbsterklärend sein. Der Nutzer sollte jederzeit wissen, wo er sich befindet, was er tun kann und welche Auswirkungen seine Aktionen haben.

Beispiel: Nach dem Speichern von Daten erscheint eine Bestätigungsmeldung wie "Daten erfolgreich gespeichert".

Erwartungskonformität: Die Software sollte sich vorhersehbar und konsistent verhalten, basierend auf den Erwartungen und der Vorerfahrung des Nutzers.

Beispiel: Ein "Zurück"-Button navigiert immer zur vorherigen Seite, und ein "Löschen"-Button erfordert immer eine Bestätigung.

Barrierefreiheit (Accessibility)

Barrierefreiheit in der Softwareentwicklung bedeutet, Anwendungen so zu gestalten, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen (z. B. Seh-, Hör- oder motorische Behinderungen) ohne fremde Hilfe bedient werden können. Dies ist nicht nur eine ethische, sondern oft auch eine gesetzliche Anforderung.

Der wichtigste Standard hierfür sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die auf vier grundlegenden Prinzipien beruhen:

Wahrnehmbar (Perceivable): Informationen und UI-Komponenten müssen für alle Nutzer wahrnehmbar sein.

Beispiel: Bilder, Icons oder Diagramme haben einen Alternativtext (Alt-Text), der von Screenreadern vorgelesen werden kann.

Bedienbar (Operable): Die Benutzeroberfläche muss bedienbar sein. Das bedeutet, alle interaktiven Elemente müssen auch ohne Maus, also über die Tastatur oder andere Eingabegeräte, steuerbar sein.

Beispiel: Ein Nutzer kann mit der Tab-Taste durch alle Formularfelder und Buttons navigieren.

Verständlich (Understandable): Die Bedienung und die Informationen müssen verständlich sein. Dies umfasst eine klare Sprache und eine vorhersehbare Navigation.

Beispiel: Eingabefelder sind klar beschriftet und Fehlermeldungen erklären, wie ein Problem behoben werden kann.

Robust (Robust): Der Code muss von einer Vielzahl von Geräten und Technologien, einschließlich assistiver Technologien, zuverlässig interpretiert werden können.

Beispiel: Der Einsatz von standardkonformen HTML-Tags und ARIA-Attributen stellt die Kompatibilität mit Screenreadern sicher.

Praktische Anwendung in der Softwareentwicklung

Software-Ergonomie und Barrierefreiheit sind keine nachträglichen Korrekturen, sondern müssen von Beginn des Entwicklungsprozesses an berücksichtigt werden.

Analyse und Konzeption: Schon in der Phase der Anforderungsanalyse werden Nutzergruppen und deren Bedürfnisse ermittelt.

Design (UI/UX): Im Designprozess werden Konzepte wie Wireframes und Mock-ups erstellt, die die Prinzipien der Ergonomie und Barrierefreiheit berücksichtigen.

Implementierung: Der Code wird nach Standards implementiert, die eine gute Zugänglichkeit gewährleisten.

Qualitätssicherung: In Testphasen werden sowohl manuelle Usability-Tests als auch automatisierte Accessibility-Checks (z. B. mit Tools wie Lighthouse oder Axe) durchgeführt.