Lastenheft: Unterschied zwischen den Versionen
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Gemäß DIN 69901-5 beschreibt das Lastenheft die „vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers innerhalb eines Auftrages“ und ist häufig Bestandteil eines Werkvertrages. Das Lastenheft definiert, was und wofür etwas gemacht werden soll. Es ist z. B. im Software-Bereich das Ergebnis einer Anforderungsanalyse. Das Lastenheft kann der Auftraggeber in einer Ausschreibung verwenden und an mehrere mögliche Auftragnehmer verschicken. Daher wird es oft um formelle Aspekte, die zu einer Ausschreibung nötig sind, angereichert. Die Adressaten des Lastenhefts sind der Auftraggeber sowie die Auftragnehmer. | Gemäß DIN 69901-5 beschreibt das Lastenheft die „vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers innerhalb eines Auftrages“ und ist häufig Bestandteil eines [[Werkvertrag|Werkvertrages]]. Das Lastenheft definiert, was und wofür etwas gemacht werden soll. Es ist z. B. im Software-Bereich das Ergebnis einer Anforderungsanalyse. Das Lastenheft kann der Auftraggeber in einer Ausschreibung verwenden und an mehrere mögliche Auftragnehmer verschicken. Daher wird es oft um formelle Aspekte, die zu einer Ausschreibung nötig sind, angereichert. Die Adressaten des Lastenhefts sind der Auftraggeber sowie die Auftragnehmer. | ||
[[Datei:Prozess Lasten- Pflichtenheft.jpg|mini]] | |||
Mögliche Auftragnehmer erstellen auf Grundlage des Lastenheftes ein [[Pflichtenheft]], welches in konkreterer Form beschreibt, wie der Auftragnehmer die Anforderungen im Lastenheft zu lösen gedenkt. Das [[Pflichtenheft]] basiert auf dem Lastenheft und ist das Ergebnis einer Designphase. Der Auftraggeber wählt dann aus den Vorschlägen den für ihn geeignetsten aus. | Mögliche Auftragnehmer erstellen auf Grundlage des Lastenheftes ein [[Pflichtenheft]], welches in konkreterer Form beschreibt, wie der Auftragnehmer die Anforderungen im Lastenheft zu lösen gedenkt. Das [[Pflichtenheft]] basiert auf dem Lastenheft und ist das Ergebnis einer Designphase. Der Auftraggeber wählt dann aus den Vorschlägen den für ihn geeignetsten aus. | ||
Lastenheft und [[Pflichtenheft]] beinhalten meist einen intensiven Kommunikationsprozess, um die Anforderungen und den Lösungsweg für beide Parteien zu klären und schriftlich festzulegen. Lastenheft und [[Pflichtenheft]] fließen als Vertragsbestandteile in einen Werkvertrag ein, so dass alle relevanten Abnahmekriterien beschrieben und abprüfbar sind (Quelle: Balzert, Lehrbuch der Softwaretechnik: Basiskonzepte und Requirements Engineering ,2009, Seite 490 ff). | Lastenheft und [[Pflichtenheft]] beinhalten meist einen intensiven Kommunikationsprozess, um die Anforderungen und den Lösungsweg für beide Parteien zu klären und schriftlich festzulegen. Lastenheft und [[Pflichtenheft]] fließen als Vertragsbestandteile in einen [[Werkvertrag]] ein, so dass alle relevanten Abnahmekriterien beschrieben und abprüfbar sind (Quelle: Balzert, Lehrbuch der Softwaretechnik: Basiskonzepte und Requirements Engineering ,2009, Seite 490 ff). | ||
Um ein Lastenheft übersichtlich zu halten, wird es vorzugsweise in knapp orientierendem Text gefasst und durch Detaillierungen beispielsweise in tabellarischer Form, durch Zeichnungen oder Grafiken ergänzt. Besonders im Software-Bereich (zum Beispiel bei ERP-Systemen) sind Lastenhefte oft als Tabelle mit Feldern angelegt, bei der der Software-Anbieter jede aufgeführte Position je nachdem bewertet, ob er sie im Standard erfüllen kann oder nicht. Dazu ist oft Raum für Anmerkungen. Es gibt dazu auch formalisierende Ansätze, wie Modellierungssprachen. | Um ein Lastenheft übersichtlich zu halten, wird es vorzugsweise in knapp orientierendem Text gefasst und durch Detaillierungen beispielsweise in tabellarischer Form, durch Zeichnungen oder Grafiken ergänzt. Besonders im Software-Bereich (zum Beispiel bei ERP-Systemen) sind Lastenhefte oft als Tabelle mit Feldern angelegt, bei der der Software-Anbieter jede aufgeführte Position je nachdem bewertet, ob er sie im Standard erfüllen kann oder nicht. Dazu ist oft Raum für Anmerkungen. Es gibt dazu auch formalisierende Ansätze, wie Modellierungssprachen. | ||
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* Lieferumfang | * Lieferumfang | ||
* Abnahmekriterien | * Abnahmekriterien | ||
== | ==Verknüpfung mit UML == | ||
Verknüpfung mit UML == | |||
UML (Unified Modeling Language) wird hauptsächlich im [[Pflichtenheft]] zur detaillierten Modellierung der Systemarchitektur und des Verhaltens verwendet. Im Lastenheft, das die Anforderungen aus Sicht der Auftraggeberin oder des Auftraggebers festhält, spielt UML eine untergeordnete, aber dennoch nützliche Rolle, um die groben Vorstellungen zu visualisieren und zu präzisieren. Es hilft, komplexe funktionale Anforderungen zu verdeutlichen, ohne bereits die technische Umsetzung vorwegzunehmen. | UML (Unified Modeling Language) wird hauptsächlich im [[Pflichtenheft]] zur detaillierten Modellierung der Systemarchitektur und des Verhaltens verwendet. Im Lastenheft, das die Anforderungen aus Sicht der Auftraggeberin oder des Auftraggebers festhält, spielt UML eine untergeordnete, aber dennoch nützliche Rolle, um die groben Vorstellungen zu visualisieren und zu präzisieren. Es hilft, komplexe funktionale Anforderungen zu verdeutlichen, ohne bereits die technische Umsetzung vorwegzunehmen. | ||
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Im Lastenheft hat das Klassendiagramm nur eine sehr begrenzte Bedeutung, da es bereits in die technische Detaillierung geht. Das Lastenheft konzentriert sich auf die Anforderungen aus der Nutzerperspektive. Eine detaillierte Strukturierung in Klassen ist zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht erforderlich und würde die Freiheit der Auftragnehmerin in der Implementierung unnötig einschränken. In der Praxis wird es eingesetzt, um einen Überblick über die Geschäftsobjekte aus fachlicher Sicht zu liefern. | Im Lastenheft hat das Klassendiagramm nur eine sehr begrenzte Bedeutung, da es bereits in die technische Detaillierung geht. Das Lastenheft konzentriert sich auf die Anforderungen aus der Nutzerperspektive. Eine detaillierte Strukturierung in Klassen ist zu diesem Zeitpunkt oft noch nicht erforderlich und würde die Freiheit der Auftragnehmerin in der Implementierung unnötig einschränken. In der Praxis wird es eingesetzt, um einen Überblick über die Geschäftsobjekte aus fachlicher Sicht zu liefern. | ||
[[Kategorie:Dokumentation]] | |||
[[Kategorie:FI_I_SDM]] |